Der moderne Moses
Ein riesiger Müllberg und vier Menschen, die sich
darin hindurch kämpfen und nach Essbarem suchen. Ein großer Haufen Hoffnungslosigkeit.
Das Bühnenbild erinnert an die großen Berge von
Abfall in Afrika, in denen Slumbewohner nach Nahrung suchen. Aber hier befinden
sich keine Slumbewohner, sondern Moses und die Hebräer.
Moses (Johannes Schäfer) kommt als hebräisches
Findelkind an den ägyptischen Hof. Als Moses älter ist, erscheint ihm Gott (Max
Wagner) als brennender Dornenbusch und fordert ihn auf, das Volk der Hebräer
aus der Sklaverei der Ägypter zu befreien. Der Pharao (Paul Grill) will seine
Sklaven jedoch nicht ziehen lassen und Gott straft ihn mit den zehn Plagen.
Daraufhin macht sich Moses gegen dessen Willen mit seinem Volk auf in das
gelobte Land, in dem „Milch und Honig“ fließen sollen. Schnell sind sich die
Hebräer jedoch nicht mehr sicher, ob das auch die richtige Entscheidung war.
Das Mash-up Musical „Moses“ unter der Regie von
Simon Solberg („Einer flog über das Kuckucksnest“) ist spannend, traurig,
kreativ und lustig zugleich. Solberg versteht es, eine alte Bibelgeschichte ins
Moderne zu übersetzen. Dazu benutzt er Videos – von Josha Sliwinski – damit der
Zuschauer die Szenen einordnen kann. Als die Ägypter von der Heuschreckenplage
befallen wurden, springen diese in einem Video wild durcheinander. Aber auch
Josef Ackermann, Liebhaber des Kapitalismus, taucht zwischen den Heuschrecken
auf.
Aber auch Werbeslogans wie „Manna macht mobil“
werden zwischen den Bibelzitaten aus dem Alten Testament untergemischt. Die
Sprache der Protagonisten wechselt zwischen Bibelzitaten, Umgangssprache und
Phrasen. Als Moses Gott fragt, was er seinem Volk, den Hebräern sagen soll, wer
er sei, antwortet dieser: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Dieses Zitat
lässt sich in der Bibel im 2. Buch Moses, Kapitel 3 finden.
Und wenn nicht gesprochen wird, dann wird
gesungen oder gerappt. Die zehn Gebote müssen die Zuschauer erraten. Moses
singt „Killing me softly“ – ah, natürlich: Du sollst nicht töten! Von Hip-Hop,
über Pop und Klassik ist alles dabei. Moses rappt „Oh man, das nervt mich, der
Schampus perlt nicht“ – damit überträgt der Regisseur die Bibel auf unsere
heutige Zeit. Es gibt so viel Leid und Elend auf der Erde, aber der Mensch
beschwert sich über Kleinigkeiten, die eigentlich nicht der Rede wert sein
sollten.
Das Bühnenbild ist einfach gehalten. Schwarze
Müllcontainer sind Requisiten und werden als Zelte, Thron oder Boot eingesetzt.
Große Projektionsflächen zeigen immer wieder verschiedene Videos und der große
Müllberg besteht aus mehreren beweglichen Konstruktionen. Nie langweilt sich
der Zuschauer während dem Umbau zum nächsten Bühnenbild, denn dies wird in die
Geschichte mit eingebaut.
Nicht umsonst ist „Moses“ ein Mash-up Musical: Denn wenn man „to mash up“
ins Deutsche übersetzt heißt das so viel wie „zerdrücken, pürieren, vermischen,
vermanschen, zerstampfen“ und nichts anderes lässt Simon Solberg die
Schauspieler in seinem Theaterstück spielen.
"Moses" ein Mash-up Musical im Münchner Volkstheater
Hey... :) die ohrringe sind gar nicht so schwer wie sie aussehen :) aber ich trage sie meistens nur abends...
AntwortenLöschenganz liebe Grüße,
Vicky