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Donnerstag, 22. November 2012

Bibelzitate und Hip Hop


Der moderne Moses

Ein riesiger Müllberg und vier Menschen, die sich darin hindurch kämpfen und nach Essbarem suchen. Ein großer Haufen Hoffnungslosigkeit. Das Bühnenbild erinnert an die großen Berge von Abfall in Afrika, in denen Slumbewohner nach Nahrung suchen. Aber hier befinden sich keine Slumbewohner, sondern Moses und die Hebräer.

Moses (Johannes Schäfer) kommt als hebräisches Findelkind an den ägyptischen Hof. Als Moses älter ist, erscheint ihm Gott (Max Wagner) als brennender Dornenbusch und fordert ihn auf, das Volk der Hebräer aus der Sklaverei der Ägypter zu befreien. Der Pharao (Paul Grill) will seine Sklaven jedoch nicht ziehen lassen und Gott straft ihn mit den zehn Plagen. Daraufhin macht sich Moses gegen dessen Willen mit seinem Volk auf in das gelobte Land, in dem „Milch und Honig“ fließen sollen. Schnell sind sich die Hebräer jedoch nicht mehr sicher, ob das auch die richtige Entscheidung war.

Das Mash-up Musical „Moses“ unter der Regie von Simon Solberg („Einer flog über das Kuckucksnest“) ist spannend, traurig, kreativ und lustig zugleich. Solberg versteht es, eine alte Bibelgeschichte ins Moderne zu übersetzen. Dazu benutzt er Videos – von Josha Sliwinski – damit der Zuschauer die Szenen einordnen kann. Als die Ägypter von der Heuschreckenplage befallen wurden, springen diese in einem Video wild durcheinander. Aber auch Josef Ackermann, Liebhaber des Kapitalismus, taucht zwischen den Heuschrecken auf.

Aber auch Werbeslogans wie „Manna macht mobil“ werden zwischen den Bibelzitaten aus dem Alten Testament untergemischt. Die Sprache der Protagonisten wechselt zwischen Bibelzitaten, Umgangssprache und Phrasen. Als Moses Gott fragt, was er seinem Volk, den Hebräern sagen soll, wer er sei, antwortet dieser: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Dieses Zitat lässt sich in der Bibel im 2. Buch Moses, Kapitel 3 finden. 

Und wenn nicht gesprochen wird, dann wird gesungen oder gerappt. Die zehn Gebote müssen die Zuschauer erraten. Moses singt „Killing me softly“ – ah, natürlich: Du sollst nicht töten! Von Hip-Hop, über Pop und Klassik ist alles dabei. Moses rappt „Oh man, das nervt mich, der Schampus perlt nicht“ – damit überträgt der Regisseur die Bibel auf unsere heutige Zeit. Es gibt so viel Leid und Elend auf der Erde, aber der Mensch beschwert sich über Kleinigkeiten, die eigentlich nicht der Rede wert sein sollten.

Das Bühnenbild ist einfach gehalten. Schwarze Müllcontainer sind Requisiten und werden als Zelte, Thron oder Boot eingesetzt. Große Projektionsflächen zeigen immer wieder verschiedene Videos und der große Müllberg besteht aus mehreren beweglichen Konstruktionen. Nie langweilt sich der Zuschauer während dem Umbau zum nächsten Bühnenbild, denn dies wird in die Geschichte mit eingebaut.

Nicht umsonst ist „Moses“ ein  Mash-up Musical: Denn wenn man „to mash up“ ins Deutsche übersetzt heißt das so viel wie „zerdrücken, pürieren, vermischen, vermanschen, zerstampfen“ und nichts anderes lässt Simon Solberg die Schauspieler in seinem Theaterstück spielen.


"Moses" ein Mash-up Musical im Münchner Volkstheater

1 Kommentar:

  1. Hey... :) die ohrringe sind gar nicht so schwer wie sie aussehen :) aber ich trage sie meistens nur abends...
    ganz liebe Grüße,
    Vicky

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